High-Performance Teams

Die Reanimationsleitlinien der American Heart Association (AHA) von 2020 haben auf medizinisch-fachlicher Ebene zwar mit einigen Änderungen aufwarten können,  diese waren allerdings überschaubar und werden in den kommenden Wochen und Monaten gut in Ausbildung und Praxis umzusetzen sein. Allerdings ist diese fachliche Ebene nur ein Teil der Gesamtherausforderung. Ziel der AHA wird weiterhin sein, den plötzlichen Herztod auf ein Minimum zu reduzieren. Dies kann aber aus verschiedenen Gründen nicht alleine durch wissenschaftlich saubere Forschungsergebnisse und Erkenntnisprozesse gelingen. Aus diesem Grund hat die AHA in den Leitlinien von 2020 einen starken Schwerpunkt auf zwei Themenbereich gelegt:

  • “Resuscitation Education Science” (Ausbildung), CPR & ECC Guidelines – Part 6
  • “Systems of Care” (Versorgungssysteme), CPR & ECC Guidelines – Part 7

    Hier erklären wir nochmal, was es mit diesen Bereichen auf sich hat.

In diesem Artikel möchten wir kurz das Thema „High-Perfomance Team” aus dem Leitlinienabschnitt zu Versorgungssystemen vorstellen.

Was sind „High-Performance Teams”?

Wenn man es ganz streng nimmt, gehört dieser Punkt nicht nur in den Bereich der Versorgungssysteme, sondern auch in die Empfelungen zu „Aus- und Fortbildung“. Wobei diese Arbeitsfelder ja bekanntermaßen ohnehin eng verschränkt sind. Die beste Ausbildung hat keine Effekte, wenn erworbene Kompetenzen organisational nicht eingebettet werden können. Der Einsatz von High-Performance Teams erhöht Überlebenswahrscheinlichkeit von Reanimationspatienten und senkt die Rate anhaltender Behinderungen.

Um das Thema zu verdeutlichen, hat die AHA eine Auflistung zur Verfügung gestellt, die vier mögliche Bereiche enthält, die bei High-Performance Teams eine große Rolle spielen:

  • Timing
  • Qualität
  • Koordination
  • Organisation

Teilweise überschneiden sich diese Bereiche natürlich und sicherlich ist auch eine andere Einteilung bzw. Sortierung möglich. Die genannten Bereiche bieten aber einen sehr guten Überblick zum Thema.

Timing

  • Zeit bis zur ersten Kompression
  • Zeit bis zum ersten Schock
  • CCF** idealerweise >80%
  • Minimierung der Präschockpause
  • Frühe RD-Aktivierung und kurze Eintreffzeit

Koordination

  • Teammitglieder arbeiten zusammen, gemäß ihrer individuellen Kompetenz

High
Performance
Teams*

Qualität

  • Rate, Tiefe und Entlastung
  • Minimierung von Unterbrechungen
  • Wechseln der Teammitglieder bei der CPR
  • Vermeidung übertriebener Ventilation
  • Nutzung von Feedback-Geräten

Organisation

  • Führung
  • Messung (Analyse)
  • Kontinuierliche Qualitätsverbesserung
  • Anzahl der Teammitglieder

* Gemäß AHA-Angaben

**Chest Compression Fraction

Was bedeutet das für Trainer und Führungskräfte?

Man kann gut erkennen, dass vor allem vier Aspekte im Vordergrund stehen:

  • Klare Rollenverteilung nach Expertise
  • Messbare Qualitätskritierien (z.B. CCF >80%) schaffen und Arbeit danach ausrichten
  • Saubere Koordination der Maßnahmen
  • Kontinuierliche Qualitätsverbesserung

Einige dieser Aspekte, etwa die Ausrichtung nach messbaren Kriterien oder die Koordination der einzelnen Maßnahmen, muss sicherlich gezielt trainiert werden. Darüber hinaus müssen diese Konzepte aber „organisational gelebt“ werden. Es muss auf Leitungsebene der Raum für kollegiales Feedback und Fallanalysen geschaffen werden. Darüber hinaus müssen entsprechende Technologien (z.B. Kompressions-Feedback) zur Verfügung gestellt und sinnvoll in Arbeitsanweisungen eingebettet werden.

Fazit:

  • High-Performance Teams bieten große Vorteile für Patienten
  • Für das Handeln von High-Performance Teams gibt es klare Qualitätskriterien
  • Es muss sowohl im Bereich  der Ausbildung als auch auf Leitungsebene ein klares Bekenntnis zu „High-Performance Teams“ geben, damit das Konzept funktioniert