Ein Fallbeispiel
Ein 42-jähriger Mann ist auf einer Baustelle durch eine Zwischendecke gestürzt. Die Einsatzmeldung lautet: Trauma (schwer), bewusstlos. RTW und NEF erreichen die Einsatzstelle nach 8 Minuten. Bei der initialen Untersuchung zeigen sich multiple Frakturen, darunter eine offene Unterschenkelfraktur rechts sowie Frakturen der Rippen linksseitig. Die Atemgeräusche sind beidseits vorhanden. Zudem weist der Patient eine ausgeprägte Kopfverletzung und eine Pupillendifferenz auf.
Der Kopf des Patienten wird in Inline-Stabilisierung fixiert, die Atemwege werden im Verlauf mit einer endotrachealen Intubation gesichert. Die kontrollierte Beatmung kann ohne Probleme durchgeführt werden. Intravenöse Zugänge werden etabliert, um eine Volumen- und ggf. Katecholamintherapie zu ermöglichen. Es erfolgt eine Vollimmobilisation. Die Übergabe im Schockraum verläuft reibungslos. Die Extremitäten- und Rippenfrakturen können im CT gesichert werden. Die Schädelaufnahme zeigt einen Riss in der Kalotte und ein ausgeprägtes Epiduralhämatom. Der Patient wird für die neurochirurgische Therapie vorbereitet.
Mehr Content wie dieser? Dann melde dich jetzt zum Newsletter an!
Fälle wie dieser sind für Trainer:innen eine Herausforderung. Es müssen gleich mehrere Simulationsebenen korrekt dargestellt und miteinander synchronisiert werden:
- Simulation von Verletzungen
- Simulation von invasiven Maßnahmen
- Simulation von Kreislaufparametern
Mit “Ebenen” ist in diesem Fall gemeint, dass Trainer- und Operator:innen eine größtmögliche Kontrolle über das Trainingsszenario benötigen. Sie müssen den Teilnehmenden ermöglichen, sich in das Szenario einzufinden und in der Familiarisierung transparent darstellen, welche Werte erhoben und welche Maßnahmen durchgeführt werden können. Eine wichtige Ebene steht in diesem Szenario nicht im Vordergrund. Da der Patient bewusstlos ist, entfällt die kommunikative Interaktion mit ihm.
Die wichtigste Entscheidung in der Szenarienplanung ist die Auswahl der richtigen Simulatoren, um die drei genannten Ebenen adäquat abbilden zu können. Grundsätzlich sollte man sich überlegen, ob man mit Patientendarsteller:innen oder mit Simulationsphantomen arbeiten will.
Beim Einsatz von Patientendarsteller:innen gibt es drei Herausforderungen:
- Die Verletzungen müssen adäquat dargestellt werden.
- Invasive Maßnahmen sind nur eingeschränkt möglich.
- Nur die Atmung kann bewusst beeinflusst werden, andere Kreislaufparameter können auf diesem Wege nicht simuliert werden.
Beim Einsatz von Simulationsphantomen sind die Vor- und Nachteile abhängig vom verwendeten Modell:
- Einige Modelle weisen sehr realistische Verletzungsmuster auf oder können entsprechend präpariert werden.
- Einige Modelle ermöglichen die Anwendung invasiver Maßnahmen.
- Auch gibt es Modelle, die die Kreislaufparameter angemessen darstellen.
Herausforderung: Eingeschränkte Ressourcen
In einer idealen Simulationswelt haben Trainer:innenausreichende Ressourcen zur Verfügung, können unterschiedliche Simulationsphantome einsetzen und haben Zugang zu einem Pool trainierter Patientendarsteller:innen. Allerdings dürfte dies in den seltensten Fällen zutreffen. Zum einen benötigt man hierfür ein ausreichend großes Budget und zum anderen ist der Wartungs- und Verwaltungsaufwand ab einem gewissen Punkt sehr hoch. Zudem werden bestimmte Fertigkeiten, etwa beim Schminken von Verletzungen, benötigt, die nicht alle Trainer:innen haben. Nicht zuletzt wird man auch zunehmend vor logistische Probleme gestellt: Hat man genügend Lagerfläche? Muss das Material transportiert werden? Trainer:innen müssen also immer mit Knappheit umgehen – ganz gleich, ob es sich dabei um Knappheit an Material oder an Zeit handelt.
Lösungsstrategien
Aus diesem Grund bieten sich Lösungen an, die gleich mehrere Probleme adressieren. In unseren Trainings haben wir sehr gute Erfahrungen mit Masken, Sleeves und aufklebbaren Wunden gemacht. Der Einsatz solcher Produkte ermöglicht es, auf die Anfertigung komplexer Moulagen zu verzichten. So wird auch der zeitliche Aufwand für die Vorbereitung des Szenarios überschaubarer. Zudem spielt es keine Rolle, ob man mit Simulationsphantomen oder Patientendarsteller:innen arbeitet. Ähnliches gilt für die Simulation von Kreislaufparametern durch den Einsatz von Patienten-Monitor-Simulatoren.
Eine größere Herausforderung ist die angemessene Simulation invasiver Maßnahmen. Im eingangs geschilderten Fall sind sowohl eine endotracheale Intubation als auch die Anlage von Venenzugängen erfolgt. Möglicherweise müssen bei ähnlichen Szenarien auch intraossäre Punktionen oder die Anlage von Thoraxdrainagen erfolgen. Für diese Herausforderung bestehen gleich mehrere Lösungswege:
- Zum einen könnten gezielt realistische Simulationsphantome eingesetzt werden. Sie ermöglichen sowohl die Sicherung der Atemwege als auch andere erweiterte Maßnahmen, wie etwa die Anlage von Thoraxdrainagen. Zudem können sie realistisch immobilisiert und umgelagert werden.
- Eine weitere Möglichkeit besteht darin, zusätzliche Simulatoren einzusetzen. Mit i.v.-Punktionstrainern ist es sowohl bei Patientendarsteller:innen als auch bei einfachen Simulationsphantomen möglich, eine realistische Venenpunktion durchführen zu lassen. Auch könnte die Atemwegssicherung an einem separaten Atemwegstrainer erfolgen. Der Nachteil ist natürlich, dass dafür eine Art “Bruch” im Szenario erfolgen muss.
- Die dritte Möglichkeit besteht darin, auf die Durchführung der Maßnahmen zu verzichten. Bei der Familiarisierung müsste dann besprochen werden, wie die Maßnahmen angedeutet werden sollen und wie mit der eigentlich benötigten Zeit hierfür umgegangen werden soll. Für letzteres bieten sich Stoppuhren oder Timer an. Wird etwa eine endotracheale Intubation durchgeführt, sind mindestens zwei Teammitglieder für 90-120 Sekunden gebunden und können keine anderen Maßnahmen durchführen.
Das Wichtigste
Egal für welchen Weg ihr euch entscheidet, die gute Vorbereitung des Szenarios ist immer das Wichtigste. Beschreibt das Szenario möglichst genau und überlegt im Team, wie ihr mit den möglichen Verläufen und Simulationsartefakten umgehen wollt. Nutzt Checklisten, um den Szenarienaufbau zu überprüfen und macht wenn möglich einen Probedurchlauf. Sorgt dafür, dass die Teilnehmenden sich richtig in das Szenario einfinden können. Sie müssen Stress erleben, motiviert bleiben und das Szenario ernst nehmen können.
Realismus beginnt immer im Kopf – durch den Einsatz von hochwertigem Material können wir ihn nochmals steigern.
Einige Simulationsprodukte von SKILLQUBE im Überblick
Real Flesh Mask – „Mike“
Mit unseren neuen Gesichtsmasken könnt ihr euren Patientendarstellern oder Puppen in Sekunden ein neues Aussehen verleihen.
Einfach die handgefertigte Silikon Maske über den Kopf des Patientendarstellers oder die Simulationspuppe ziehen und schon habt ihr ein realistischeres Simulationsergebnis.
Das Besondere: Die Gesichtsmasken sind individuell gestaltbar!
SIMSLEEVE KIT – Ultimate – Trauma
Handgefertigte SIMSLEEVES zur Nutzung in Kombination mit SIMBODIES, Simulationspuppen oder Patientendarstellern.
Innerhalb von Sekunden verleiht ihr eurem Training dadurch mehr Realität! Auch spezielle Unfallszenarien wie Busunfälle oder Gebäudeexplosionen können realitätsnah nachgestellt werden.
SIMBODIES
Mehr Realitätsnähe bei Simulationspuppen ist kaum möglich. Trainiert jetzt noch realistischer, um Mitarbeitende auf jede Situation bestmöglich vorzubereiten! SIMBODIES verfügen über eine einzigartige Realitätsnähe, die kein anderes Produkt bietet. Im Training verschmelzen Simulation und Realität besser denn je.
Die verschiedenen Puppen, darunter SIMBODIE Erwachsen, SIMBODIE Kind und SIMBODIE Neugeborenes, bieten vielfältige Funktionen und sind individuell anpassbar. Mit unseren SIMBODIES könnt ihr kritische Blutungen simulieren und behandeln, verschiedene Beatmungs- und Kreislauftechniken üben und eine HWS-Immobilisation durchführen.
Wundsimulatoren
Angelegte oder aufgeklebte Wunden aus Wachs, die bluten, fordern sowohl den Freiwilligen als auch die Einsatzkraft auf dem Gebiet der Verbrennungen, Platzwunden, Schnitt- oder Schutzverletzungen, sowie Arm- und Beinfrakturen und Amputationen heraus.
Wir bieten eine breite Palette an Wundsimulatoren, Wundmoulagen oder ganzen Wundsimulationssets. Damit seid ihr für euer nächstes Trauma-Simulationstraining bestens ausgerüstet!
Auch die jeweilige Schwerpunktsetzung und die Art des Trainings müssen festgelegt werden. Wir bei SKILLQUBE orientieren uns hierfür gerne am Kreislauf des Lernens.