In diesem Blogbeitrag möchten wir Euch an ein paar Erfahrungen unserer Trainingspartner teilhaben lassen. Dabei handelt es sich sowohl um Berichte aus AHA-Trainings als auch um Erlebnisse aus anderen Trainingsformaten. Wir haben uns bemüht die einzelnen Aspekte etwas zu sortieren und die für Euch wichtigsten Zitate rauszusuchen, um damit einen guten Überblick schaffen zu können. Dabei haben wir natürlich vorher die Erlaubnisse der Einsender eingeholt und zitieren sie hier nur anonym. Nicht alle der folgenden Tipps passen zusammen. Man muss sie also unterschiedlich kombinieren und auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Wir haben auf diese Weise versucht, mehr gedankliche Optionen zu schaffen, um den starken regionalen Unterschieden bei den neuen Vorgaben gerecht zu werden.
Zudem haben wir im Text ein paar Querverweise zum Weiterlesen oder Recherchieren gesetzt.
Teilnehmer und Instruktoren
Auch wir beobachten eine insgesamt sehr wechselnde Nachfrage nach Fortbildungsformaten. Während einige Bundesländer und Regionen ihre Fortbildungspflicht für 2020 ausgesetzt haben, haben andere sie um eLearning erweitert oder unverändert beibehalten. AHA-Kurse können natürlich auch mit weniger als 6 Teilnehmern starten. Wichtig ist hier vor allem, dass die Kursziele erfüllt werden können. Die Algorithmen sollten ausreichend trainiert und verinnerlicht werden und wie im Zitat schon geschildert, muss ein besonderes Augenmerk auf die Teamaspekte gelegt werden. Aber nicht nur die Anzahl der Teilnehmer ist wichtig. Grade in der aktuellen Situation kann es sein, dass die Bedürfnisse von Teilnehmern oder Instruktoren anders gelagert sind.
Tipps zum Teilnehmern und Instruktoren:
- Wichtigste Frage: Können die Kursziele erfüllt werden?
- Die Reaktionen der Menschen auf die aktuelle Lage sind sehr unterschiedlich. Einige merken kaum Veränderungen in ihrem Leben, andere haben deutlich mehr Stress. Zum Beispiel durch Kinderbetreuung oder wirtschaftliche Probleme in der Familie. Diese Herausforderungen können in keinem Training gelöst werden, sollten den Instruktoren aber als mögliche „Fallstricke“ bekannt sein.
- Wie immer sollte auf Teilnehmer, die Berührungsängste haben, besonders eingegangen werden. Diese können sich durch die Abstandsregelungen sogar noch verstärken.
- Die Gesamtzahl der Personen sollte reduziert werden. Dies kann zu Zielkonflikten führen, da der Mehraufwand im Kurs durch mehrere Instruktoren deutlich einfacher aufzufangen wäre.
Kursablauf
Wir teilen hier die Meinung unseres Trainingspartners. Die neuen Vorgaben sollte man trainieren. Grade wenn der ACLS-Kurs (Provider bzw. Refresher) das interne Reanimationstraining ersetzt, bietet sich oft keine andere Gelegenheit, als die „Infektions-Rea“ mit in den Kurs zu integrieren. Wir empfehlen dann allerdings von vornherein mehr Zeit einzuplanen. Das An- und Ablegen der Schutzkleidung braucht eine Weile und das „Spezialszenario“ sollte die anderen Kursinhalte nicht beeinträchtigen.
Tipps zum Kursablauf:
- Durch die Hygienemaßnahmen muss mehr Zeit eingeplant werden.
- Wenn „Spezialszenarios“ integriert werden, sollten die anderen Kursinhalte dafür nicht im Umfang gekürzt werden.
- Es kann sinnvoll sein, die Teams etwas kleiner zu machen und dafür mehr Durchgänge zu absolvieren.
- Alternativ könnten auch Teams geclustert werden. So könnten bei 6 Teilnehmern immer 3er-Teams am Reanimationsphantom arbeiten, während die anderen 3 das Szenario leiten, die Dokumentation machen oder einen Beobachtungsauftrag erhalten. Die Cluster werden dabei beibehalten.
- Einige Regionen legen auch bestimmte Nahkontaktzeiten (z.B. maximal 10 Minuten in unmittelbarer Nähe zueinander) fest, die nicht überschritten werden sollten. Auch hier können die Szenarien nötigenfalls leicht gekürzt werden, so lange die Kursziele erreicht werden.
- Sinnvoll könnten auch größere Änderungen im Kursablauf sein. So könnte das Praxistraining in mehreren Etappen erfolgen, um auf diese Weise Dauerkontakte zu reduzieren. Diese Änderungen müssen im Falle von AHA-Kursen natürlich mit den Vorgaben konform gehen.
Kommunikation
Bestimmte Klinken haben festgelegt, dass in ihren Räumen dauerhaft ein Mund-Nasenschutz getragen werden muss. Wir beobachten aktuell, dass große Einrichtungen, wie Krankenhäuser aus mehreren Gründen potentielle „Übertragungs-Hotspots“ sind. Dem möchten die Klinken nachvollziehbarerweise vorbeugen. Aber auch andere Organisationen haben eine Maskenpflicht eingeführt. Dies ist bei Lebewesen, wie uns, die maßgeblich über non- und paraverbale Wege (Mimik und Tonfall) kommunizieren, ein nicht zu unterschätzendes Hindernis.
Tipps für die Kommunikation:
- Sowohl in den Szenarien als auch in der Feedback-/Debriefingrunde kann die Kommunikation beeinträchtigt sein. Hier gilt es die wichtigsten CRM-Aspekte (Geschlossene Kommunikationskreisläufe, regelmäßiges Zusammenfassen, etc.) aktiv in die eigene Vorgehensweise zu integrieren.
- Bei gestörter Kommunikation nehmen Missverständnisse erfahrungsgemäß zu. Die Grundannahme, dass ein Missverständnis wahrscheinlicher ist als ein gewollter Konflikt kann bei der Gesprächsführung helfen.
- Praktische Kurse leben vom persönlichen Kontakt. Dieser sollte auf jeden Fall weiterhin intensiv aufrechterhalten werden. Social Distancing meint eher Physical Distancing und ist ausdrücklich nicht auf „emotionalen Abstand“ bezogen.
- Instruktoren sollten sich zusätzliche Lösungen für kommunikationsbedingte Probleme überlegen (etwa mit vorher vereinbarten Handzeichen).
- Auch kann für die persönliche Entwicklung der Instruktoren folgende Selbstreflexion sinnvoll sein: Notiert während und nach dem Training die Eindrücke, die Ihr von Euren Teilnehmern gewonnen habt und überlegt, ob sich Eure Wahrnehmung von ihnen durch die nun veränderten Kommunikationskanäle verändert hat.
Dazu empfehlen wir euch die Aufzeichnung unseres Webinars
Material
Das wichtigste sind hier pragmatische Lösungen. Da strukturierte Kursformate von einem effizienten Zeitmanagement leben, sollte man überdenken, ob man mit einem Instruktor sowohl den Kursablauf bewältigen als auch die Hygienemaßnahmen durchführen kann. Unter Umständen braucht es dafür eine helfende Hand. Denn auch mit reduziertem Material ist der Gesamtaufwand höher als normalerweise. Dem steht natürlich entgegen, dass möglichst wenige Personen an dem Training teilnehmen sollten.
Tipps für den Umgang mit dem Trainingsmaterial
- Das Material sollte (auch gemäß AHA-Vorgaben) nach jeder Benutzung gereinigt werden.
- Die Teilnehmer sollten die Gelegenheit haben, sich nach jeder Materialnutzung die Hände zu waschen.
- Es ist unter Umständen sinnvoll, das Material auf das Nötigste zu reduzieren.
- Kontaminiertes Material (vor allem durch Aerosole oder Tröpfchen) sollte direkt verworfen werden.
Räume
An diesem Bericht sieht man in unseren Augen sehr schön, dass Not wirklich erfinderisch machen kann. Grundsätzlich empfehlen wir bei der Raumauswahl mehr Platz einzukalkulieren als notwendig. Wichtig ist, dass der praktische Trainingsbereich, in dem durch das schnelle Atmen beim Training eine potentiell hohe Aerosolmenge in die Luft abgegeben werden, etwas separiert vom Platz für die Theorieanteile ist. Auch hier sollten dann die Abstände eingehalten werden, da die Übertragung am ehesten beim Sprechen bzw. Atmen erfolgt.
Tipps für die räumlichen Gegebenheiten:
- Trennung von Theorie- und Praxisbereich
- Klebeband am Boden kann beim Abstandhalten helfen
- Platz für gemeinsames Essen, bei dem Abstände eingehalten werden können, schaffen
- Kein offenes Essen bereitstellen
- Durchgängiges Lüften des Praxisbereichs (idealerweise der gesamten Räumlichkeiten)
- Werden RTWs oder andere „Kleinsträume“ genutzt, sollte die Anzahl der Personen reduziert werden.
- Möglichkeiten sich ohne Probleme trotz Kontaktreduktion bewegen zu können
Szenarientraining oder Live-Simulation als weitere Möglichkeit
Eine weitere Möglichkeit mit ausreichendem Abstand zu trainieren ist die Nutzung von Videotechnik. Dabei müssen die Szenarien nicht zwangsläufig aufgezeichnet werden. Das kostet in den Nachbesprechungen oftmals mehr Zeit als man zur Verfügung hat. Zumal Szenarientraining mit den entsprechenden Schutzvorkehrungen wie bereits beschrieben länger dauert als gewöhnlich.
Grundsätzlich ist natürlich aber auch eine Aufzeichnung mit anschließendem Debriefing möglich. Dies empfehlen wir allerdings eher bei routinierten Teilnehmern und Instruktoren. Oberstes Ziel bleibt das Erlernen des Algorithmen und der Teamaspekte.
Hierfür empfehlen wir Euch einen Blick zu unseren Simulationslösungen